15. 12. 2022
Verfasst von: Nadja Kabisch, Roland Krämer
Urbane Grünflächen – Frischluft für Klima und Mensch
Klimawandel, Konflikte um die Landnutzung, fortschreitende Verstädterung und demografischer Wandel sind globale Herausforderungen. Städtische Grünflächen, Kleingärten und Straßenbäume können die Folgen abmildern und das Stadtklima sowie das Wohlbefinden der Menschen positiv beeinflussen. Forschende der Leibniz Universität Hannover zeigen in einem interdisziplinären Kooperationsprojekt Nutzungsbarrieren und Potenziale auf und erarbeiten Empfehlungen für Stadtplanungen.
Empfehlungen für Stadtplanungen und Umweltverbände
Hitze- und Dürreperioden, das schnelle urbane Bevölkerungswachstum sowie die Alterung und Individualisierung der Gesellschaft sind vor allem in Großstädten Europas deutlich zu spüren – auch in Deutschland. Um die dadurch verursachten Probleme abzumildern und gleichzeitig Gesundheit und Wohlbefinden von Stadtbewohnern und -bewohnerinnen zu fördern, nutzen Wissenschaft und Praxis zunehmend naturbasierte Instrumente. Urbane Grünflächen helfen beispielsweise dabei, die Lufttemperatur zu senken, Lärm und Schadstoffe zu filtern sowie die lokalen Umweltbedingungen zu verbessern. Zu den Grünflächen zählen Stadtparks, Friedhöfe, Kleingärten, aber auch Straßenbäume, begrünte Dächer und Fassaden. Vor allem städtische Parks stellen außerdem Räume für Erholung, Sport und soziale Interaktionen für Menschen in der Stadt bereit.
Stadtquartiere mit hoher Lebensqualität
Urbane Grünflächen zu erhalten, zu verbessern und räumlich zu erweitern bringt somit viele Vorteile für das Stadtklima und für die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Stadtbewohnerinnen und -bewohner. Damit wächst auch der Informationsbedarf von Stadtplanung und Entscheidungstragenden. Forscherinnen und Forscher der Leibniz Universität Hannover und der HumboldtUniversität zu Berlin untersuchen die Funktionen von Grünflächen in Städten als naturbasierte Lösung für die gesellschaftlichen Herausforderungen, die mit dem globalen Wandel einhergehen. „Ein gerechter Zugang zu städtischem Grün, das ganz unterschiedlichen Ansprüchen nachkommt, ist von entscheidender Bedeutung, um Stadtquartiere mit hoher Lebensqualität für alle zu schaffen“, sagt Prof. Dr. Nadja Kabisch vom Institut für Physische Geographie und Landschaftsökologie der Leibniz Universität Hannover.
Nutzungsbarrieren und Potenziale erkennen
Die Geographin identifiziert mit ihren Forschungskolleginnen und -kollegen einerseits Stadtgebiete mit starken Umweltbelastungen und andererseits die verschiedenen Bedürfnisse der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern. Wissenschaftliche Erkenntnisse über mögliche Nutzungsbarrieren, aber auch über zukünftige Potenziale urbaner Grünflächen helfen der Stadtplanung, den Herausforderungen des globalen Wandels zu begegnen und die Gesundheit von Mensch und Umwelt gleichermaßen zu fördern. In diesem Kontext wenden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler umwelt- und sozialwissenschaftliche Methoden gleichermaßen an, um beispielsweise die Lufttemperatur und Luftqualität zu messen sowie Menschen zu befragen, die in der Nähe wohnen oder die Parks nutzen.
Maßnahmen für sozialen Zusammenhalt
„Vor allem in Städten sollen Maßnahmen auch den sozialen Zusammenhalt durch die Verfügbarkeit von grünen Interaktionsräumen fördern“, erläutert Nadja Kabisch. Um diesen Prozess zu unterstützen und um dem wachsenden Informationsbedarf Rechnung zu tragen, geben die Forscherinnen und Forscher die Projektergebnisse in Form von qualifizierten, verständlichen Empfehlungen an Stadtplanungen sowie an lokale Umweltorganisationen weiter. Dazu erstellen sie auch digitale Daten und Karten von Schwerpunkten der Umweltbelastung und möglicher Grünflächendefizite.
Redaktioneller Hinweis: Dieser Text steht unter der CC BY 4.0 DE-Lizenz.
Hier finden Sie weitere Informationen:
Institut für Physische Geographie und Landschaftsökologie
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Geographisches Institut
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30169 Hannover
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