20. 09. 2023
Verfasst von: Flemming Stötzer, Ursel Thomßen, Marc Hanfeld
Ostfriesland – mit Windkraft zu mehr Wasserstoff
Ostfriesland gewinnt viel erneuerbare Energie aus Windkraft, doch die fließt nicht automatisch in die Sektoren Stromversorgung, Wärme und Mobilität. Wie kann das gelingen? Grüner Wasserstoff als Energiespeicher und Brennstoff hat diesbezüglich großes Potenzial. Die Hochschule Emden/Leer unterstützt den Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft und hat dazu die Infrastrukturen der Vorreiter-Region Groningen und Ostfrieslands vergleichend analysiert.
H2-Infrastruktur in Ostfriesland und Groningen im Vergleich
Aufgrund aktueller geopolitischer Ereignisse und des Klimawandels wird dem Potenzial von Wasserstoff wachsende Bedeutung beigemessen: Er kann einen großen Beitrag dazu leisten, Wirtschaft und Gesellschaft aus regenerativen Energien zu versorgen, unabhängig von russischem Erdgas sowie fossilen Energiequellen im Allgemeinen zu werden und die Sektoren Energie, Wärme und Mobilität zu koppeln. Durch die gestiegenen Gaspreise ist die Produktion grünen Wasserstoffs aus erneuerbaren Energien bereits heute günstiger als grauer Wasserstoff aus fossilen Quellen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Emden/Leer haben eine Nutzwertanalyse der Wasserstoffinfrastruktur für Ostfriesland erstellt und dazu die niederländische Nachbarprovinz Groningen zum Vergleich herangezogen.
Vorsprung bei Windkraft aus Ostfriesland
Die Analyse vergleicht Kriterien wie Stromproduktion, Elektrolyseleistung, Pipelines und Speicherkapazitäten für die Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien. Die verwendeten Daten stammen aus dem „Wasserstoffinvestitionsplan Nordniederlande 2030“ sowie aus Einzelrecherchen für Ostfriesland. „Groningen schneidet in vielen Bereichen besser ab, was vor allem mit den konkreten, veröffentlichten und zu Regionalmarketingzwecken genutzten Planungen begründet ist“, berichtet Flemming Stötzer aus dem Forschungsteam. Ostfriesland punktet vor allem in der Offshore-Windkraft. Hier landet nahezu das Achtfache der von Groningen installierten Windkraftleistung an. „Auch in Deutschland hat Ostfriesland damit eine einmalige Stellung“, betont der Betriebswirt, „denn nirgends wird so viel Strom aus erneuerbaren Energien in das Stromnetz eingespeist wie hier.“
Wasserstoffwirtschaft fördern und ausbauen
Allerdings verfügt Ostfriesland bisher nicht über ein kommuniziertes, langfristiges Konzept, wann und in welchem Ausmaß zum Beispiel Elektrolyseanlagen gebaut werden. Dabei ist der Standort mit seiner Nähe zu Nordrhein-Westfalen durchaus günstig. „Wird das vorgesehene H2-Startnetz umgesetzt, können Industrieanlagen auch mit dem in Ostfriesland produzierten Wasserstoff versorgt werden. Die geplanten Speicherkapazitäten, etwa in Etzel und der Krummhörn, würden den Standortvorteil Ostfrieslands bestätigen“, begründet Flemming Stötzer. In der 2022 eingerichteten Geschäftsstelle „H2-Ostfriesland“ im Landkreis Aurich engagieren sich Gebietskörperschaften der Region, die IHK, die Hochschule Emden/Leer sowie Spezialisten der regionalen Wirtschaft. Die Geschäftsstelle koordiniert derzeit im Förderprogramm HyStarter die Erarbeitung einer Wasserstoff-Roadmap für die Region und dient als zentraler Ansprechpartner.
Anhand der Datenlage ist Zuversicht angebracht, dass die Region Ostfriesland einen erheblichen Beitrag zu den von der Bundesregierung ausgegebenen Wasserstoffzielen im Jahr 2030 leisten kann. Sie könnte zu einer Vorreiterregion bei der Herstellung von grünem Wasserstoff werden.
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Fachbereich Wirtschaft
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26723 Emden
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