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KI in der Ausbildung – Chancen, Risiken, Rollenwechsel

07. 01. 2025
Verfasst von: Karsten Morisse

KI in der Ausbildung – Chancen, Risiken, Rollenwechsel

Das KI-generierte Bild zeigt einen Hörsaal mit Menschen. Ein humanoider Roboter sitzt mit einem Zuhörer am Tisch, während eine Frau vorträgt. © DALL.E3 by K. Morisse (11/2023)
Wenn KI Einzug hält in die Lehre und Ausbildung, wandeln sich auch die Kompetenzen, die Lehrende und Auszubildende beherrschen müssen: Lernbegleitung statt Wissensvermittlung, kritisches Denken statt Prozesssteuerung.

Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung transformieren die Ausbildung von Fachkräften grundlegend. Welche Vorteile bietet der Einsatz von künstlicher Intelligenz? Wie verändert sich die Rolle der Lehrenden? Und welche Fähigkeiten müssen Auszubildende erlernen? Das e-Learning Competence Center an der Hochschule Osnabrück forscht über Chancen und Risiken von KI in der Fachkräfteausbildung und Hochschullehre und entwickelt digitale Lerntechnologien.

Von der Arbeitsentlastung zum kritischen Denken

Generative künstliche Intelligenz (KI) spielt eine zentrale Rolle in der Fachkräfteausbildung, indem sie Inhalte erzeugt, Lernfortschritte bewertet und individuelle Lernpfade gestalten kann. „Diese Technologien bieten die Möglichkeit, Ausbildungsprozesse effizienter und flexibler zu gestalten, indem sie das Lehr- und Ausbildungspersonal von Routineaufgaben entlasten und Auszubildenden personalisierte Lernerfahrungen ermöglichen“, sagt Prof. Dr. Karsten Morisse von der Hochschule Osnabrück. „Doch diese Entwicklungen werfen auch kritische Fragen auf“, gibt er gleichzeitig zu bedenken. Wie verändert sich die Rolle der Lehrenden, wenn KI viele traditionelle Aufgaben übernimmt? Welche Fähigkeiten müssen Fachkräfte in einer zunehmend automatisierten Arbeitswelt wirklich beherrschen?

Lernprozess im Mentoring begleiten

„Die größten Chancen liegen in der Individualisierung und Flexibilisierung der Ausbildung“, führt der Medieninformatiker weiter aus. KI kann komplexe Arbeitsszenarien simulieren und Auszubildenden und Studierenden ermöglichen, in einer sicheren Umgebung praktische Erfahrungen zu sammeln. Lehrende können sich mehr auf die Entwicklung der überfachlichen Kompetenzen ihrer Schützlinge konzentrieren, wie Problemlösung und kritisches Denken, und weniger auf die Vermittlung reiner Routinefähigkeiten. Die Rolle des Ausbilders oder Lehrenden wandelt sich somit zunehmend von der Wissensvermittlung zu der eines Mentors, der den Lernprozess begleitet und reflektiert.

Im KI-generierten Bild sitzt ein humanoider Roboter mit einem Mann am Tisch, der mathematische Formeln berechnet. © DALL.E3 by K. Morisse (11/2023)
Künstliche Intelligenz ist dem Menschen bei sehr komplexen Aufgaben meist überlegen. Doch eins können Maschinen nicht ersetzen: Kreativität, kritisches Denken und ethisches Handeln.

Kompetenzen wie Kreativität und Ethik vermitteln

Gleichzeitig birgt der verstärkte Einsatz von KI Risiken, insbesondere das Phänomen des sogenannten Deskilling. „Wenn Auszubildende nicht mehr aktiv an der Durchführung komplexer Aufgaben beteiligt sind, könnten sie grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit Maschinen und Prozessen verlieren“, prognostiziert Karsten Morisse. „Dies betrifft ebenso die Ausbilder, die durch die Automatisierung ihrer Aufgaben Gefahr laufen, ihre eigenen fachlichen Kompetenzen zu vernachlässigen.“

Aus diesem Grund plädiert er dafür, „zukünftig den Fokus der Fachkräfteausbildung auf die Vermittlung jener Kompetenzen zu legen, die Maschinen nicht ersetzen können: Kreativität, kritisches Denken und ethisches Handeln“. Ausbilder müssten sicherstellen, dass Auszubildende in der Lage sind, die von KI-Systemen bereitgestellten Informationen kritisch zu hinterfragen und verantwortungsvoll in der Praxis anzuwenden. Nur so könnten sie in einer automatisierten Arbeitswelt erfolgreich agieren.

 

Hier finden Sie weitere Informationen:

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text steht unter der CC BY 3.0 DE-Lizenz
Citation: Morisse, K. (2025). KI in der Ausbildung – Chancen, Risiken, Rollenwechsel. Wissen Hoch N. https://doi.org/10.60479/YCPE-KS90
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