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Grünlandmanagement für mehr Biodiversität und Klimaresilienz

17. 09. 2024
Verfasst von: Vera Schockemöhle, Martin Komainda, Barbara Grabkowsky

Grünlandmanagement für mehr Biodiversität und Klimaresilienz

Auf der Luftaufnahme einer Grünfläche neben einem landwirtschaftlichen Betrieb sind zahlreiche Punkte markiert. © Spectro AG
Beispiel der Datenverarbeitung von künstlicher Intelligenz: Die KI erkennt und zählt bestimmte Pflanzenarten auf Drohnenbildern und markiert diese.

Milchvieh grast auf der Weide – eine landläufige Vorstellung von artgerechter Tierhaltung. Doch die Beweidung kann unter Umständen die Biodiversität im Grünland gefährden. Die Universitäten Göttingen und Vechta wollen mit einem europäischen Konsortium die Milchproduktion mit Natur- und Artenschutz vereinbaren und landwirtschaftliche Betriebe fitter für den Klimawandel machen. Mit Hilfe von KI-basierter Drohnentechnik sollen verschiedene Bewirtschaftungsmethoden ausgewertet und Empfehlungen für ein schlagspezifisches Grünlandmanagement per App gegeben werden. Dafür werden noch Partnerbetriebe gesucht.

Milchviehhaltung mit Natur- und Artenschutz kombinieren

Milchvieh haltende Betriebe haben einen direkten Einfluss auf die biologische Vielfalt im Grünlandökosystem. Betriebsindividuelle Entscheidungen, etwa die Wahl des Saatgutes, Düngung, Anzahl der Grasschnitte oder wann, wo und wie lange Kühe auf den Weiden grasen, entscheiden nicht nur über die Milchleistung, sondern auch darüber, wie lebensfreundlich die Fläche für Insekten, Vögel und Pflanzenarten ist. Gleichzeitig erfordern Klimawandel und zunehmende Sommertrockenheit ein angepasstes Grünlandmanagement, insbesondere auf Intensivgrünland. Hier setzt das europäische Projekt DivGrass an, das der Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) mit Sitz an der Universität Vechta koordiniert. Zentrale Fragestellungen sind: Kann ein artenreiches Grünland zu einer höheren Klimaresilienz beitragen? Wie gewährleistet ein angepasstes Grünlandmanagement gleichbleibend hohe Produktionsleistungen und erhält damit die Wirtschaftlichkeit des Betriebs?

Empfehlungen zum Weidemanagement per App

Mit Hilfe von Feldlaboren und KI-basierter Drohnentechnik werden Daten von Weiden und Grünflächen gesammelt, verarbeitet und ausgewertet. Die Projektpartner arbeiten hierbei mit landwirtschaftlichen Betrieben aus der Praxis zusammen, unterstützen und beraten diese. So führen zum Beispiel eine anhaltende starke Beweidung und Trittschäden dazu, seltene Pflanzen aus einem System zu verdrängen. Im Gegensatz dazu kann mäßige Beweidung die Pflanzenvielfalt erhöhen und dominante Arten eindämmen. Das Gleichgewicht zu finden zwischen der Beweidung als Futtergrundlage und als Instrument, das Produktion, Biodiversität und Widerstandsfähigkeit von Grünlandsystemen steigert, erfordert Know-how und Übung. Geplant ist ebenfalls eine DivGrass-App, die Landwirtinnen und Landwirten Ergebnisse und Empfehlungen möglichst einfach zugänglich macht.

Agrarbetriebe für Zusammenarbeit gesucht

In dem internationalen Verbund (Schweden, Niederlande, Belgien, Frankreich und Deutschland) entwickeln elf Partner aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam praktische Ansätze, um Ökosystemdienstleistungen, Biodiversität, Natur- und Artenschutz mit Produktionsleistungen zu kombinieren und zu optimieren. DivGrass wird vom INTERREG North Sea Programm gefördert. Landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, die an einer Teilnahme interessiert sind, können sich gerne bei trafo:agrar melden. Die Tätigkeiten im Projekt werden für die teilnehmenden Betriebe vergütet.

Gruppenfoto © trafo:agrar
Das Konsortium aus Wissenschafts- und Praxispartnern aus Schweden, Deutschland, Niederlande, Belgien und Frankreich traf sich im Oktober 2023 in Hamburg.

Hier finden Sie weitere Informationen:

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text steht unter der CC BY 3.0 DE-Lizenz
Citation: Schockemöhle, V., Komainda, M., & Grabkowsky, B. (2024). Grünlandmanagement für mehr Biodiversität und Klimaresilienz. Wissen Hoch N. https://doi.org/10.60479/T2SJ-XE94
Vera Schockemöhle, B. Sc.
Vera Schockemöhle, B. Sc.
Universität Vechta, Referat Forschung, Nachwuchsförderung und Transfer
Universität Vechta, Referat Forschung, Nachwuchsförderung und Transfer

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