21. 03. 2024
Verfasst von: Bianca Loschinsky, Pressemitteilung
Bauteile aus Lehm – mit Roboter auf die Baustelle
Er ist klimafreundlich, feuchteregulierend, wiederverwertbar, leicht abbaubar und ein fast überall verfügbarer Rohstoff: Lehm. Als nachhaltig-ökologischer Baustoff rückt er jetzt wieder in den Fokus. Die Technische Universität Braunschweig untersucht, wie sich Stampflehmbauteile mit Roboterunterstützung wirtschaftlich herstellen lassen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln die automatisierten Prozesse weiter, um die additive Fertigung direkt auf der Baustelle einzusetzen.
Alte Bautechnik kombiniert mit additiver Fertigung
Lehmbauten werden seit Jahrtausenden errichtet. „Lehm ist hundertprozentig reversibel und ein fast überall verfügbarer Rohstoff“, hebt Joschua Gosslar vom Institut für Tragwerksentwurf der TU Braunschweig zwei Vorteile hervor. „Lehm-Bauteile kann man nach 100 Jahren abreißen, im Garten verteilen oder umformen und ein neues Haus daraus bauen.“ Im Lehm sieht der studierte Architekt und zertifizierte Lehmbauer viele Antworten für das Bauwesen, das einen Großteil der weltweiten CO2-Emissionen verursacht, etwa bei der Herstellung von Zement, Ziegelsteinen und Stahl. Er möchte traditionelle Lehmbauweisen auf heutige Fertigungsmethoden anwenden.
Vom Handstampfer zur additiven Fertigung
Die alte Bautechnik basiert darauf, Lehm in einer Schalung mit Hilfe eines handgeführten Holzstampfers schichtweise zu verdichten. Doch auch mit pneumatischen Stampfern ist das Verfahren im Vergleich zu anderen Baumaterialien und -techniken eher unwirtschaftlich und teuer, weil die Schalung sehr robust sein muss, damit sie dem Stampfdruck standhält. Im Verbund mit dem Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz und dem Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik will das Forschungsteam die Lehmbautechniken optimieren und eine Roboter-Einheit schaffen, die sich vor Ort auf der Baustelle einsetzen lässt. Unterstützt wird das Forschungsvorhaben von der Initiative GOLEHM.
Ganze Fertigungsschritte entfallen
Eine digital gesteuerte additive Fertigung könnte hier nicht nur für eine höhere Präzision und gleichbleibende Qualität sorgen, sondern auch produktiver und damit wirtschaftlicher sein. „Bei der additiven Fertigung wird das Material schichtweise aufgebaut, ohne vorangehenden Formenbau oder nachlaufende Umformprozesse“, erklärt Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Harald Kloft. „Dadurch entfallen ganze Fertigungsschritte wie das Ein- und Ausschalen im Betonbau.“ Die Forschenden haben deshalb eine mitlaufende Schalung und ein Roboterwerkzeug zur Verdichtung entwickelt, das mit dem Schalungselement mitfährt und sich Lage für Lage hocharbeitet. Dafür kommt das Digital Building Fabrication Laboratory (DBFL), der große 3D-Drucker des Instituts, zum Einsatz. „Trotz Automatisierung ist zudem eine individuelle Formgebung möglich“, ergänzt Harald Kloft. „Damit erleichtern wir Planerinnen und Planern, sich für nachhaltige Materialien und innovative Bauweisen zu entscheiden.“
Hier finden Sie weitere Informationen:
Institut für Tragwerksentwurf
Institut für Tragwerksentwurf
Institut für Tragwerksentwurf
Institut für Tragwerksentwurf
38106 Braunschweig
38106 Braunschweig