25. 04. 2022
Verfasst von: Paula Lang
Umweltfreundliches Papier aus Ananasfasern
Unser Bedarf an nachwachsenden Ressourcen steigt schneller an, als sich diese regenerieren können. Das Team von eco:fibr will aktiv gegen die Verschwendung von Ressourcen vorgehen und zeigen, dass Reststoffe als Rohstoffe in den Produktionszyklus integriert werden können. Das Start-up aus Hannover stellt Zellstoff aus Ananaspflanzen her. Mit der Mission „Turning waste into purpose“ gestalten die jungen Gründerinnen und Gründer eine nachhaltige Zukunft mit.
Studentisches Start-up entwickelt Produktionsverfahren
Alternative Rohstoffe für die Produktion von Zellstoff finden – dieser Herausforderung stellte sich Merit Ulmer vor vier Jahren. Die Projekt-Initiatorin von der studentischen Initiative enactus Hannover sieht es angesichts von Klimawandel und Ressourcenknappheit als großes Problem, wenn die globalen Wälder für die Zellstoffproduktion abgeholzt werden. „Wir wollen, dass vorhandene Ressourcen vollständig genutzt werden, bevor neue Rohstoffe überhaupt angebaut werden müssen“, beschreibt Merit Ulmer die gemeinsame Vision. Bei der Suche wurden sie und ihr eco:fibr-Team in Costa Rica auf die Ananaspflanze aufmerksam.
Faserverwertung schont die Umwelt
Costa Rica ist Weltmarktführer im Ananasexport. Auf einer Anbaufläche von 40.000 Hektar fallen jährlich 4.500.000 Tonnen Ananaspflanzenreste an. Diese sind schwer kompostierbar, sodass die Pflanzen auf dem Feld mehrfach gehäckselt und untergepflügt werden müssen. Aufgrund der dadurch entstehenden Kosten von bis zu 2.000 Euro pro Hektar werden die Pflanzen unter Zuhilfenahme von umweltschädlichen Chemikalien getrocknet und anschließend verbrannt. Jedoch eignet sich die Ananaspflanze aufgrund ihrer langen Fasern und ihres geringen Lignin-Gehalts ausgezeichnet für die Zellstoffproduktion. Das Wasservolumen sowie die CO2-Freisetzung wird dabei auf ein Minimum reduziert.
eco:fibr-Zellstoff industriell gut geeignet
Die Studierenden haben erste Prototypen eines Zellstoffs aus Ananasfasern erfolgreich hergestellt. Analysen von Industriepartnern haben die industrielle Eignung des eco:fibr-Zellstoffs bereits bestätigt. „Durch die Nutzung der Pflanzenreste für die Papier- und Kartonage-Industrie wollen wir Verantwortung für die globalen Probleme übernehmen“, betont Merit Ulmer. Das elfköpfige Team arbeitet täglich an der Umsetzung ihrer Vision. Die Studierenden bringen Kompetenzen von Biotechnologie, Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwesen bis hin zu Marketing mit. Durch eine Förderung des Landes Niedersachen sowie der Teilnahme an diversen Wettbewerben und Accelerator-Programmen ist das Team gut vorbereitet, aus dem studentischen Projekt ein Unternehmen zu formen.
Lignin-arme Fasern, umweltfreundliche Verfahren
Das Extraktionsverfahren von Cellulose zur Herstellung des Zellstoffs haben die Gründerinnen und Gründer in den Laboren des Instituts für Technische Chemie der Leibniz Universität Hannover entwickelt. Im Gegensatz zur konventionellen Zellstoffproduktion kommen keine schwefel- und chlorhaltigen Chemikalien zum Einsatz. „Holz hat einen hohen Lignin-Gehalt, daher ist es viel komplizierter, diese stark vernetzenden Substanzen herauszutrennen", erläutert Merit Ulmer. „Der Gehalt an Ligninen in Ananasblättern ist deutlich geringer, dementsprechend können wir weichere Verfahren anwenden.“ So lassen sich aus eco:fibr-Zellstoff umweltfreundliche Produkte herstellen, die aus 100 Prozent pflanzlichen Reststoffen bestehen.
Kooperationen, Kundennetzwerk, Transparenz
In 2022 plant eco:fibr, erstmalig einige Tonnen Zellstoff in einer Pilotphase herzustellen. Dafür bestehen bereits Kooperationen mit technischen Dienstleistungsunternehmen sowie der Partnerplantage in Costa Rica. Innerhalb Deutschlands hat das Start-up ein Netzwerk mit potenziellen Kundinnen und Kunden aufgebaut, sodass der Zellstoff zunächst im deutschen Raum vermarktet wird. Langfristig sollen die Pflanzenreste unmittelbar vor Ort verarbeitet werden, um eine möglichst effiziente und umweltfreundliche Wertschöpfungskette zu etablieren. Transparenz ist für das junge Team dabei von großer Bedeutung. Sie wollen die Produktionskette für Endkunden offenlegen und zeigen, welchen Mehrwert Produkte aus eco:fibr-Zellstoff haben.
30169 Hannover
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