Ökobilanz von Gebäuden – ganzen Lebenszyklus betrachten

Eine neue Software optimiert die Gebäudeplanung

Gesetzliche Anforderungen an die Energieeffizenz eines Gebäudes beziehen sich momentan ausschließlich auf seine Nutzungsphase. Mit zunehmender energetischer Qualität von Gebäuden gewinnen jedoch der Energiebedarf und dessen Umwelteinwirkungen aus den anderen Lebenszyklusphasen wie Herstellung, Errichtung, Entsorgung und Recycling an Einfluss und können nicht mehr vernachlässigt werden. Deshalb formulierte die Politik das Ziel, diese Emissionen ab 2025 im Ordnungsrecht mit zu betrachten. Bisher existieren aber keine praxisgerechten Software-Anwendungen, die Lebenszyklen entsprechend bilanzieren.

Nachhaltigkeit ermitteln und optimieren

Am Institut für Bauphysik der Leibniz Universität Hannover haben die Wissenschaftler in einem ersten Schritt das Verfahren vereinfacht, mit dem umweltbezogene Auswirkungen der Baustoffe und Bauteile eines Gebäudes detailliert berechnet werden. Mit der Forschungsvereinigung Kalk-Sand e.V. erarbeiteten sie Beispiele für Optimierungsmaßnahmen. Diese beziehen sich unter anderem auf Umweltkriterien wie Treibhausgas- und Ozonbildung sowie auf Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit von Gebäuden. Ziel ist es, Ressourcen während des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden effizienter zu nutzen und die Umweltauswirkungen von Gebäuden zu minimieren.

© Zakaria Istanbuly

Software für Forschung und Praxis

Darauf aufbauend hat das Forschungsteam eine Softwareanwendung entwickelt, mit der Planungsbüros und Bauunternehmen eine Ökobilanz für den Lebenszyklus eines Gebäudes erstellen können. Dabei berücksichtigten sie aktuell gültige Normen sowie die Bauproduktdaten aus der Datenbank „Ökobaudat“. Die Software ist sehr anwenderfreundlich und übersichtlich und quantifiziert bislang wenig erfasste Aspekte, zum Beispiel die Recarbonatisierung mineralischer Baustoffe oder einen dynamischen Energieverbrauch. Anhand verschiedener Gebäudetypen wie Mehrfamilienhaus, Reihenhaus und freistehendes Einfamilienhaus wurde sie validiert. Die Softwareanwendung ermöglicht es, Optimierungspotenziale hinsichtlich der Umweltauswirkungen von Wohngebäuden abzuleiten. Sie wurde bereits im Normungsausschuss des Bundesverbands Kalksandsteinindustrie e.V. sowie bei den Kalksandstein-Beraterseminaren vorgestellt.

© Zakaria Istanbuly