01. 09. 2021
Verfasst von: Ilka Mönkemeyer
Neue Weizensorten – ertragreich und stressresistent
Als Reaktion auf den Klimawandel suchen Getreidebauern oft nach stresstoleranten Sorten. Bislang galten neue Weizensorten als ertragreicher, aber anfälliger im Vergleich zu alten. Das Forschungsprojekt BRIWECS kommt zu einem anderen Ergebnis: Neue Sorten sind widerstandsfähiger, benötigen weniger Wasser und Pflanzenschutzmittel.
Qualität und Ertrag sichern, Umwelt schützen
Weizen steht nach Mais und Reis auf Platz drei der internationalen Getreideproduktion. Doch wie können die nötigen Produktionsmengen von qualitativ hochwertigem Weizen erreicht werden, wenn Temperaturen und Dürreperioden zunehmen, gleichzeitig aber Dünger und Pflanzenschutzmittel im Sinne einer nachhaltigeren Landwirtschaft reduziert werden sollen? Moderne Pflanzensorten haben den Ruf, sie seien stark auf Ertrag ausgerichtet und nur noch im intensiven Anbau leistungsfähig. Älteren Sorten wird dagegen eine bessere Anpassungs- und Leistungsfähigkeit im extensiven und im ökologischen Anbau zugesprochen. Jedoch fehlten bislang empirische Grundlagen für diese Aussagen.
Standorte und alte und neue Weizensorten im Vergleich
Um diese Wissenslücke zu schließen, hat die Forschungsgruppe BRIWECS fast 200 Weizensorten unter die Lupe genommen. Die Agrarwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler untersuchten den Einfluss des Zuchtfortschrittes auf das Ertragspotenzial unter verschiedenen Anbaubedingungen. Unter Leitung der Leibniz Universität Hannover beteiligten sich das Julius Kühn-Institut, das Leibniz Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung sowie die Universitäten in Kiel, Gießen und Bonn an dem fünfjährigen Projekt. Gefördert wurde es vom Bundesforschungsministerium.
In dieser bisher weltweit größten Untersuchung bauten die Projektpartner westeuropäische Weizensorten der letzten 50 Zulassungsjahre mehrjährig an diversen Standorten an. Dabei prüften sie die Leistung jeder Sorte nicht nur unter optimalen, also intensiven Anbaubedingungen, sondern auch im direkten Vergleich zu Varianten mit reduzierter Agrarchemie. Die Studienergebnisse bestätigten zu einem Teil die Erwartungen: Je neuer die Sorte, desto höher der Ertrag im intensiven Anbau. Eine große Überraschung hielten jedoch die Versuche ohne Fungizid-Behandlung bereit: Der Ertragsanstieg der neuesten Weizensorten war noch stärker als im intensiven Anbau.
Zucht stärkt vorteilhafte Eigenschaften
Die neueren Sorten sind demnach resistenter gegen Krankheitserreger, nutzen Nährstoffe effizienter und trotzen dem Dürrestress am besten. Das Forschungsteam erklärt das Phänomen mit der langjährigen Selektion ertragreicher Genvarianten unter verschiedenen Anbaubedingungen, wodurch sich indirekt weitere vorteilhafte Eigenschaften verstärkten, zum Beispiel die Wurzelarchitektur. Das Team geht davon aus, dass im Genpool moderner Sorten noch viel Potenzial für weitere Verbesserungen steckt.
Leibniz Universität Hannover
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30169 Hannover
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