08. 08. 2024
Verfasst von: Claudia Heindorf
Moorlandschaften in Zukunft nachhaltig nutzen
Mehr als zwei Drittel der deutschen Moore wurden bisher entwässert und in Ackerland umgewandelt, was große Mengen Treibhausgase verursachte. Die Nationale Moorschutzstrategie von 2022 sieht vor, ein Gros dieser Moorflächen wiederzuvernässen. Aber wie lässt sich diese Transformation konfliktarm und gerecht gestalten? Die Universität Göttingen untersucht die unterschiedlichen Wertvorstellungen zum Moor. Ein Schwerpunkt liegt auf den immateriellen Werten, wie den kulturellen Aspekten von Moorlandschaften, die oftmals wichtige Treiber oder Barrieren für Schutz- und Renaturierungsprojekte darstellen.
Transformation – Barrieren erkennen, Konflikte lösen
Moorlandschaften zu erhalten und wiederherzustellen ist angesichts der Klimakrise von entscheidender Bedeutung. Die aus der Entwässerung resultierenden Treibhausgasemissionen machen in Deutschland sieben Prozent der Gesamtbilanz aus. Doch groß angelegte Landschaftsveränderungen führen oft zu Konflikten. Familien haben über Generationen hinweg Fleiß, Arbeit und Wissen investiert, um das Moor in Ackerland zu überführen, was intensiv gefördert wurde. Die Landwirtinnen und Landwirte sind eng mit dieser Landnutzung verbunden und knüpfen immaterielle Werte daran. Viele Existenzgrundlagen hängen davon ab. Ein besseres Verständnis der Beziehungen zwischen Mensch und Moor kann dazu beitragen, Barrieren für Landschaftstransformationen zu erkennen und damit verbundene Konflikte zu lösen oder zu mildern.
Immaterielle Werte und zukünftige Moorlandschaften
Das Projekt „Menschen und Moore“ des Lehrstuhls für Sozialökologische Interaktionen der Universität Göttingen untersucht, welche immateriellen Werte mit Moorlandschaften verknüpft sind und welchen Beitrag diese für die Menschen leisten, die dort wohnen oder Landwirtschaft und Naturschutz betreiben. Das niedersächsische Wissenschaftsministerium fördert das Projekt. Basierend auf diesen Erkenntnissen werden Szenarien für eine nachhaltige Nutzung einer Moorlandschaft in Niedersachsen erarbeitet. „Die Ergebnisse werden praktische Tipps und Strategien zur Wiederherstellung von Mooren bieten“, stellt Projektleiterin Dr. Claudia Heindorf in Aussicht. Ihr zufolge sollten „politische Entscheidungen stärker immaterielle Werte berücksichtigen, durch die die Moorlandschaft zum menschlichen Wohlbefinden beiträgt“. Die Zusammenarbeit von Politik, Forschung, Landwirtschaft und Gesellschaft an der Wiederherstellung von Mooren und eine werteinklusive Planung steigere die Akzeptanz.
Nachhaltige Nutzung von Moorlandschaften
Doch wie können Landwirte von wiederhergestellten Mooren profitieren? Claudia Heindorf zufolge gebe es zahlreiche Ansätze. „Paludikulturen, wie Torfmoos- oder Schilfrohranbau, ermöglichen eine nachhaltige Bewirtschaftung von renaturierten Moorflächen mit hohem Wasserspiegel“, erläutert sie. Diese lieferten zum Beispiel nachwachsende Dämmstoffe. Zudem sei die extensive Grünlandnutzung, etwa mit Schafen oder Wasserbüffeln, in Moorrandgebieten eine Option. Eine andere Einkommensquelle böten Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen. Solche Strategien ergänzen die Multifunktionalität von Moorlandschaften – einem Mosaik aus verschiedenen Landnutzungsformen, die allesamt zur Lebensqualität und zum Wohlbefinden der Menschen beitragen. Diese komplexen Zusammenhänge bei der Transformation von Moorlandschaften zu verstehen ist Ziel des Projekts.
Hier finden Sie weitere Informationen:
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
37075 Göttingen
37075 Göttingen