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Mit Gesundheitsdaten Versorgung verbessern

22. 10. 2024
Verfasst von: Katrin Keller, Theresa Nüsse

Mit Gesundheitsdaten Versorgung verbessern

Eine Person trägt Bänder mit Sensoren um Arme und Bauch, während sie an einer liegenden Pflegepuppe den Puls misst. © Jade HS, Ralph Nolte-Holube
Aktivitätsanalysen könnten die Pflegedokumentation automatisieren und damit das Pflegepersonal entlasten. Zum Training der künftigen Erkennungssoftware erfassen Sensoren typische Bewegungsabläufe, die im Labor nachgestellt werden.

Der Versorgungsbedarf im Gesundheitswesen verändert sich: Zum einen rückt „der mündige Patient“ zunehmend in den Fokus, wodurch beratende und unterstützende Versorgungsleistungen an Bedeutung gewinnen. Zum anderen verändert der medizinische und technologische Fortschritt die Arbeitsprozesse in den Gesundheitsfachberufen. Forschende der Jade Hochschule entwickeln Lösungen, um Daten effizienter zu nutzen und innovative Technologien erfolgreicher in die Anwendung zu bringen.

Anwendungsorientierte Gesundheitsforschung strategisch ausbauen

Demografischer Wandel, Digitalisierung und medizinisch-technischer Fortschritt stellen das Gesundheitswesen in Deutschland vor komplexe Herausforderungen. Immer mehr technische Hilfsmittel und digitale Technologien kommen zum Einsatz, die Datenmengen wachsen enorm. Das Projekt „Data-Driven Health – DEAL“ der Jade Hochschule hat das Ziel, die datengestützte und -getriebene Gesundheitsforschung strategisch und fachbereichsübergreifend an der Hochschule auszubauen. Dabei liegt der Fokus auf der Nutzung von Gesundheitsdaten und der Anwendung innovativer Methoden und Technologien.

Sichere und datenschutzkonforme Plattform

DEAL beschäftigt sich in fünf Querschnittsbereichen und acht Teilprojekten damit, Daten zu gewinnen, zu managen, auszuwerten und zu verbreiten. Das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit Mitteln aus dem Programm zukunft.niedersachsen der VolkswagenStiftung gefördert. „Beispielsweise entwickeln wir eine flexible und sichere Plattform, die die Erfassung und Übertragung medizinischer Daten verbessert und höchsten Datenschutzanforderungen genügt“, informiert Projektleiterin Prof. Dr. Inga Holube. Dafür erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Werkzeuge für das Daten- und Wissensmanagement. Beim Informationsaustausch legen sie besonderen Wert darauf, auch schwer zugängliche Gruppen einzubeziehen und Entscheidungswege zu unterstützen. Zudem wollen sie eine Plattform etablieren, die Hinweise zu ethischen, datenschutzrechtlichen und sozialen Aspekten der personenbezogenen Datenverarbeitung gibt.

Zwei Personen in OP-Kleidung stehen neben einem Patienten und bereiten ihn für eine Operation vor. © Stefan Schranz, Pixabay
Die Auslastung von Operationssälen ist von großem wirtschaftlichen Interesse. Hat zum Beispiel ein Patient bereits die OP-Schleuse passiert? Eine automatisierte Datenerfassung kann die Abläufe im OP-Bereich optimieren.

Operationsbetrieb effizienter gestalten

Im Bereich Medizintechnik untersuchen sie, wie eine automatisierte Prozesssteuerung in Kliniken die Abläufe vor operativen Eingriffen effizienter und profitabler gestalten kann. Der Operationssaal gehört aufgrund des großen Personaleinsatzes zu den teuren, gleichzeitig aber auch zu den profitabelsten Bereichen der Patientenversorgung. „Ein limitierender Faktor ist es aktuell, Daten automatisiert zu erfassen und zu analysieren, damit sie eine kontinuierliche Anpassung der Abläufe in Echtzeit zulassen“, erläutert Inga Holube. Beispielsweise ist es für die optimale Planung der Anästhesieeinleitung notwendig zu wissen, ob der Patient bereits die OP-Schleuse passierte. Das wird im Krankenhausinformationssystem in der Regel nicht erfasst. Dedizierte Sensorik kann diese Information über Netzwerke an die Auswerte- und Informationssoftware übergeben.

Eine Hebamme tastet den Bauch einer Schwangeren ab. © Jade HS, Bonnie Bartusch
Wie lässt sich die Betreuung von Schwangeren in einer frühen Geburtsphase verbessern? Das erforscht das Team der Hebammenwissenschaft an der Jade Hochschule und erarbeitet Leitlinien-Empfehlungen für Hebammen.

Betreuung in der frühen Geburtsphase

Die Forscherinnen der Hebammenwissenschaft wollen die Versorgung von Schwangeren während der frühen Phase der Geburt durch wissenschaftlich belegte Gesundheitsinformationen verbessern. Mehr als die Hälfte der Gebärenden sucht bereits während einer frühen Geburtsphase die Geburtsklinik auf, weil sie professionelle Unterstützung benötigt. „Es ist jedoch zu vermuten, dass nicht allein vom geburtshilflichen Befund und Bedarf der Schwangeren abhängt, welche Betreuung sie in dieser Geburtsphase erfährt“, gibt Inga Holube zu bedenken. Einfluss nähmen auch strukturelle Rahmenbedingungen oder klinische Beschränkungen wie zur COVID-19-Pandemie. Eine Studie untersucht den Bedarf der beiden Zielgruppen sowie die geburtshilfliche Versorgungssituation in Deutschland. Darauf basierend werden evidenzbasierte Gesundheitsinformationen konzipiert.

Neuartige Hörtests und Pflegedokumentationen

Im Bereich Hörforschung entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Jade Hochschule Testverfahren, um Mittelohrprobleme bei Neugeborenen sowie Hörbeeinträchtigungen bei Schulkindern (Besser hören im Klassenraum) und älteren Menschen zu erkennen. Die Forschungsteams aus der Logopädie entwickeln eine datenschutzkonforme, automatische Messung stimmlicher und artikulatorischer Parameter für individuelle logopädische Behandlungen. Sie bauen zudem eine Datenbank-Infrastruktur zur Erfassung individualisierter Hördiagnostik im Alltag mit der Methode des Ecological Momentary Assessment (EMA) auf.

Eine Person mit Sensorbändern um Arme und Oberkörper überprüft eine Apparatur im Krankenzimmer. Auf einem Laptop wird die gefilmte Situation vermessen. © Jade HS, Ralph Nolte-Holube
Sensoren und Kameras erfassen typische Bewegungsabläufe in einer nachgestellten Kliniksituation. Auf diese Weise können Sensordaten im Klinikalltag automatisiert ausgewertet werden.

In den Pflege- und Gesundheitswissenschaften untersuchen sie, wie eine automatisierte Pflegedokumentation auf Grundlage technikgestützter Aktivitätsanalysen die klinische Pflegearbeit entlasten könnte. Eine Online-Befragung von Pflegefachpersonen mit 188 Teilnehmenden identifizierte pflegerische Aktivitäten, die häufig durchgeführt werden – zum Beispiel die Kontrolle von Vitalzeichen. Auf dieser Grundlage werden Pflegefachpersonen in einer nachgestellten Kliniksituation mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, sodass die Situationen zukünftig automatisch den aufgenommenen Sensordaten zugeordnet werden können.

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Redaktioneller Hinweis: Dieser Text steht unter der CC BY 3.0 DE-Lizenz
Zitation: Keller, K., & Nüsse, T. (2024). Mit Gesundheitsdaten Versorgung verbessern. Wissen Hoch N. https://doi.org/10.60479/Y7V1-PG64
Jade Hochschule, Wissens- und Technologietransfer, Oldenburg
Adresse
Ofener Str. 16/19
26121 Oldenburg
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