20. 02. 2024
Verfasst von: Lisa Mundzeck, Christina Amrhein-Bläser
Mit Biokunststoffen und Mehrweg zu mehr Klimaschutz
Der Bedarf an Kunststoffen und vor allem die weltweite Umweltverschmutzung durch Plastikmüll verschärfen sich stetig. Eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft und ein nachhaltigerer Umgang mit Kunststoffen bieten Wege aus der Plastikkrise. Welche Rolle können Biokunststoffe dabei spielen? Welche Vorteile und welches Potenzial bieten sie? Ein wissenschaftliches Team der Hochschule Hannover entwickelt neue Materialien und Mehrwegprodukte und erforscht die Auswirkungen auf den Klimaschutz.
Kreislaufwirtschaft und alternative Materialien fördern
Angaben des WWF zufolge gelangen jedes Jahr 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastik in die Meere – mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt, Tiere und Menschen. Lösungen müssen her – und genau daran arbeitet das IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule Hannover. Diese Ansätze zählen zu den Kernforschungsthemen:
- Einwegartikel reduzieren,
- Recyclingquote für eine Kreislaufwirtschaft erhöhen,
- Erforschung und Förderung innovativer, alternativer Einsatzmaterialien wie beispielsweise Biokunststoffe sowie deren Nachhaltigkeitsbewertung.
Anhand konkreter Anwendungen zeigt die Wissenschaftlerin Dr. Lisa Mundzeck viele Vorteile auf.
Mehrwegprodukte verringern Müll und Emissionen
Aktuell ist das IfBB an der Entwicklung von Mehrweggeschirr für die Landeshauptstadt Hannover beteiligt: Im August 2023 stellte der Kooperationspartner Stadtreinigung Hannover eine Mehrwegschale für Pommes und Currywurst mit passendem Pieker vor. Nach der erfolgreichen Einführung des Mehrwegbechers „Hannoccino“ 2017 werden die neuen Geschirrteile zunächst testweise in der Gastronomie der Innenstadt ausgegeben. Bei Erfolg soll der Einsatz in der gesamten Stadt erfolgen. Die Testreihe wird vom Land Niedersachsen und von der NBank gefördert. „Die Mehrwegschale und der Pieker, die wir produziert haben, sind derzeit noch aus petrobasiertem Kunststoff“, berichtet Lisa Mundzeck. „Doch im Vergleich zu Einwegprodukten leistet Mehrweg einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, verringert die CO2-Belastung und Müll in der Umwelt.“
Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
Hier schließt sich die Frage an, inwiefern biobasierte Kunststoffe zum Klimaschutz beitragen. „Eine grundsätzliche Aussage dazu, ob Biokunststoffe umweltfreundlicher sind als fossilbasierte, lässt sich nicht treffen“, erklärt Lisa Mundzeck. „Es hängt vielmehr von der konkreten Anwendung ab.“ Für Biokunststoffe spricht aber generell, dass die Nutzung nachwachsender Rohstoffe die begrenzten Erdölvorräte schont. Im Vergleich zu erdölbasierten Kunststoffen entsteht bei der Verbrennung oder Kompostierung von Biokunststoffen weniger CO2. Außerdem lassen sich Biokunststoffe aus Reststoffen herstellen, um Agrarrohstoffe zu vermeiden, und recyceln. Gegen die Umweltverschmutzung stellen auch abbaubare Kunststoffe in bestimmten Anwendungen einen Zusatznutzen dar, beispielsweise Mulchfolien, medizinisches Nahtmaterial oder Fischereinetze, deren Verlust im Meer unvermeidlich ist.
Offene Fragen erforschen und diskutieren
Komplex wie die biobasierten Kunststoffe sind die übergeordneten Forschungsfragen. Diese thematisierte das IfBB bei der Klimakonferenz „LCOY!“, der größten Jugend-Klimakonferenz Europas, im Oktober 2023 in München. Können Biokunststoffe dazu beitragen, das Plastikproblem zu lösen? Ist „bio“ automatisch „grün“? Welche Vor- und Nachteile bietet ihr Einsatz?“ Diese Fragen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hannover mit den Teilnehmenden im Workshop „Plastic fantastic: Biokunststoffe als ressourcenschonende und kreislauffähige Materialien?" diskutiert.
Hier finden Sie weitere Informationen:
IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe
IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe
30539 Hannover
30539 Hannover