19. 01. 2023
Verfasst von: Axel Haunschild
Künstlerische Arbeit und die Frage der sozialen Sicherung
Viele Künstlerinnen und Künstler haben in der Corona-Pandemie auf die Probleme aufmerksam gemacht, die sich durch Krankheit oder Auftragslosigkeit für Selbstständige ergeben. Hybride Erwerbsverläufe, also der Wechsel zwischen selbstständiger Arbeit und abhängiger Beschäftigung, nehmen auch außerhalb der Künste zu. Die Leibniz Universität Hannover arbeitet im interdisziplinären Forschungsprojekt „Systemcheck“ daran, die soziale Absicherung von Kunstschaffenden in den freien darstellenden Künsten zu verbessern.
Wirksamkeit der Sicherungssysteme analysieren und verbessern
Selbstbestimmt und frei zu arbeiten wird oft als Zukunftsvision des Arbeitslebens beschrieben und ist in den darstellenden Künsten vielfach Realität. Die Freiheit unabhängigen Arbeitens bedeutet für die Mehrzahl der Akteurinnen und Akteure in der Kunst- und Kulturwirtschaft jedoch auch einen Mangel an sozialer Absicherung, zum Beispiel im Alter und bei Krankheit, bei Arbeits- oder Auftragslosigkeit. Belastbare empirische Analysen der Erwerbssituationen in den darstellenden Künsten fehlen bisher. Hier setzt „Systemcheck“ an. Das partizipative Forschungsdesign bringt sowohl Künstlerinnen und Künstler als auch Expertinnen und Experten aus Praxis, Politik und Gewerkschaften sowie aus Wissenschaft, Fachverbänden und Verwaltung zusammen.
Arbeitsbedingungen, Erwerbsverläufe, Problemlagen
Das Forschungsprojekt untersucht die Arbeitsbedingungen und insbesondere die soziale Absicherung von Solo-Selbstständigen und Hybrid-Beschäftigten in den darstellenden Künsten. Diese Erwerbstätigen kombinieren im Wechsel oder gleichzeitig selbstständige Arbeit und abhängige Beschäftigung miteinander. Im Mittelpunkt des Projektes stehen eine repräsentativ-quantitative und eine qualitative Erhebung, die Aufschluss über Beschäftigungsbedingungen, Erwerbsverläufe und Problemlagen der sozialen Sicherung der befragten Künstler und Künstlerinnen geben sollen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Besonderheiten der freien Strukturen in den darstellenden Künsten gelegt. So lassen sich Rückschlüsse auf die derzeitige Wirksamkeit der sozialen Sicherungssysteme und die zusätzlichen Bedarfe ziehen.
Handlungsempfehlungen an die Politik
Ziel des Projektes ist es, Handlungsempfehlungen an die Politik zu formulieren, um die soziale Absicherung von Kunstschaffenden zu verbessern. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Solo-Selbstständigkeit und hybriden Erwerbsverläufen auch außerhalb der Künste kann „Systemcheck“ zu einer innovativen Reform der sozialen Sicherung dieser Beschäftigtengruppen insgesamt beitragen. Der Bundesverband Freie Darstellende Künste e.V. leitet das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Projekt. Weitere Projektpartner sind das Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft der Leibniz Universität Hannover, das ensemble-netzwerk e.V. und das Institute for Cultural Governance.
Hier finden Sie weitere Informationen:
Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft
Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft
30169 Hannover
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