11. 04. 2023
Verfasst von: Christian Thies
Globale Lieferketten für Elektromobilität nachhaltig gestalten
Der Markthochlauf von Elektrofahrzeugen gilt als wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs. Allerdings ist die Herstellung der in den Fahrzeugen verbauten Batterien energie- und ressourcenintensiv. Mit einem neuen, an der Technischen Universität Braunschweig entwickelten Ansatz können die ökologischen Auswirkungen und sozialen Risiken in der Lieferkette besser bewertet und bei unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Maßnahmen ganzheitlich bewerten und modellieren
Nachhaltigkeitsziele sind für viele global agierende Unternehmen zu einem wichtigen Erfolgsfaktor bei der Gestaltung und Steuerung ihrer Lieferketten geworden. Einerseits gilt es, strengere gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, etwa Umwelt- und Sozialstandards auch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus einzuhalten. Andererseits können konsequente Nachhaltigkeitsstrategien Risiken in der Lieferkette reduzieren, das Unternehmensimage fördern und neue Kundengruppen ansprechen. Bisher entwickelte Ansätze zur Nachhaltigkeitsbewertung weisen allerdings Defizite auf. Beispielsweise werden oft nur einzelne Dimensionen der Nachhaltigkeit betrachtet oder regionale Unterschiede in globalen Wertschöpfungsketten nur unzureichend berücksichtigt. In vielen Anwendungsfällen führen verallgemeinerte Prozessdaten zu fehlerhaften Ergebnissen.
Neuer Bewertungsansatz schafft Transparenz
Ein neuer, an der Technischen Universität Braunschweig entwickelter Bewertungsansatz bildet Gestaltung und Auswirkungen der Lieferketten ganzheitlicher ab. Für das Modellierungs- und Bewertungskonzept nutzte das Team von Dr. Christian Thies am Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion die in der Betriebswirtschaftslehre seit langem etablierte Aktivitätsanalyse als Grundlage. Verantwortliche haben so besser im Blick, welche unternehmerischen Entscheidungen (Lieferbeziehungen, Produktionsstandorte, Distributionsstrukturen) sich in welchem Maße auf Umwelt, Gesellschaft, wirtschaftlichen Aufwand und Erfolg auswirken. Durch die explizite Abbildung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Zusammenhänge können Unternehmen Nachhaltigkeits-Hotspots identifizieren und Verbesserungsmaßnahmen direkt bewerten. Ein weiterer Vorteil: Das Modell unterstützt sie dabei, die Auswirkungen in ihren Lieferketten transparenter zu machen und negative Folgen zu reduzieren.
Anwendung im Bereich Elektromobilität
Wie sich das Wissen konkret anwenden lässt, zeigen die Forschenden für den Bereich der Elektromobilität. Ein Beispiel: Lithium-Ionen-Batterien sind eine der Schlüsselkomponenten von Elektrofahrzeugen. Die Wertschöpfungskette der Batterien ist mit enormen ökologischen Auswirkungen und sozialen Risiken verbunden, insbesondere bei der Rohstoffgewinnung und in der Batteriezellproduktion. Unternehmen können diese durch eine gezielte Gestaltung der primären Rohstofflieferkette, aber auch durch den Einsatz neuer Recyclingtechnologien zur Rückgewinnung der wertvollen Rohstoffe positiv beeinflussen. Die Forschungsaktivitäten in den Bereichen Nachhaltigkeitsmanagement, Wertschöpfungsnetzwerke, Mobilitäts- und Energiesysteme setzt Christian Thies inzwischen als Juniorprofessor an der Technischen Universität Hamburg fort.
Hier finden Sie weitere Informationen:
- Dissertation, Technische Universität Braunschweig, Thies, Christian (2020): Sustainability assessment of products with global supply chains: Methodological contributions and applications to electric mobility, DOI: https://doi.org/10.13140/RG.2.2.30335.12964
Arbeitsgruppe Resilient and Sustainable Operations and Supply Chain Management
Arbeitsgruppe Resilient and Sustainable Operations and Supply Chain Management
Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion
Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion
38106 Braunschweig
38106 Braunschweig