25. 01. 2021
Verfasst von: Michael Nusser
Echte Nachhaltigkeit erfordert breitere Systemperspektive
Um Nachhaltigkeitsrisiken in komplexen Wirtschaftssystemen zu minimieren sowie deren Resilienz bei Krisen zu erhöhen, ist eine breite Systemperspektive erforderlich. Als Lösungsansatz nutzt Professor Michael Nusser den „Grünen Diamanten“. Dieses Werkzeug berücksichtigt Akteure und Prozesse aller Teilsysteme und unterstützt so Transformationsanalysen zu mehr Nachhaltigkeit.
Transformation in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft
Krisen wie Pandemien, Umweltzerstörung oder Klimawandel bergen seit vielen Jahren große Risiken für die Nachhaltigkeit von Wirtschaftssystemen. „Für mehr Nachhaltigkeit braucht es einen starken politischen Willen mit grünen ordnungspolitischen Leitplanken als tragende Säule, doch dies alleine wird nicht ausreichen“, erläutert Professor Michael Nusser. „Eine breitere System- und Netzwerkperspektive ist notwendig,“ fasst er die Ergebnisse seines Forschungsvorhabens „Wege zu einer Green Economy und Green Society“ an der Hochschule Hannover zusammen.
Hemmnisse und Abhängigkeiten
Auf dem Weg zu echter Nachhaltigkeit existieren Michael Nusser zufolge vielfältige Transformationshemmnisse und Pfadabhängigkeiten in den Teilsystemen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft sowie Wissenschaft und Bildung. Dazu zählen etablierte Produktions-, Verhaltens- und Konsumroutinen sowie einflussreiche Unternehmen, die nicht nachhaltig wirken. Es gibt Reibungsverluste an den Systemschnittstellen, zudem agieren viele Akteure kurzfristig und orientieren sich am Status quo. Eine schnelle und wirksame Transformation wird oft verhindert, weil „der Fokus auf einzelne Teilsysteme, Netzwerke oder Akteure zu eng ist und dadurch viele Interessen- und Zielkonflikte sowie Akzeptanzprobleme unberücksichtigt bleiben“, ergänzt der Wissenschaftler.
„Entscheidend für den Erfolg grüner Transformationsprozesse ist oft die Qualität der Schnittstellen- und Beziehungsstrukturen und damit das Zusammenspiel der beteiligten Teilsysteme“, meint Michael Nusser. Um diese Hemmnisse und praktische Lösungsansätze systematisch zu analysieren und zu bewerten, nutzt der Wissenschaftler einen „Grünen Diamanten“. Der lässt sich auf viele Bedarfsfelder wie nachhaltige Produktion, Energieversorgung, Mobilität, Stadtplanung, Informationstechnologie, Ernährung und ressourcenschonenden Konsum anwenden.
Bessere Vernetzung und Beteiligung
Michael Nusser schlägt vor, häufiger systemische Instrumente und Maßnahmen zur besseren Vernetzung, Koordination und Verzahnung zu nutzen. Er nennt branchen- und akteursübergreifende Förderprogramme, ressortübergreifende Arbeits- und Koordinierungsgremien sowie Plattformen für Debatten. Der Wissenschaftler empfiehlt, grüne Akteure auf Bundesebene als Koordinations-, Vernetzungs-, Steuerungs- und Umsetzungsinstanz zu stärken. An Prozessen zur Konsensbildung sollten sich Stakeholder aus allen grünen Teilsystemen beteiligen, um so aufeinander abgestimmte Visionen, Strategien, Ziele und konkrete Maßnahmen zu entwickeln.
Hochschule Hannover
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30539 Hannover
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