18. 04. 2023
Verfasst von: Michael Prilla
Die Pflegebrille – von der Forschung in die Praxis
Wichtige Informationen auf einen Blick, Hände frei zum Arbeiten, Expertise per Videoanruf einholen – mit diesen Vorteilen unterstützt die digitale Pflegebrille die Pflegerinnen und Pfleger bei vielen Tätigkeiten. Ein Forschungsteam der Technischen Universität Clausthal hat die neuartige Brille in enger Zusammenarbeit mit Pflegekräften entwickelt und ausgiebig in der Praxis getestet. Die Markteinführung der Pflegebrille steht kurz bevor.
Digitale Technologie an praktische Bedürfnisse anpassen
Personalmangel in der Pflege und die zunehmende Ökonomisierung stehen seit vielen Jahren einer steigenden Anzahl von vorwiegend älteren Pflegebedürftigen gegenüber. Digitale Technologien stellen einen wichtigen Baustein dar, um in dieser Situation dauerhaft gute Pflege leisten zu können. Hierfür hatte der Clausthaler Informatiker Prof. Dr.-Ing. Michael Prilla 2014 die Idee, eine virtuelle Pflegebrille zu entwickeln. „Datenbrillen zeigen Pflegenden digitale Informationen an wie beispielsweise den Pflegeplan an ihrem Arbeitsplatz. Diese lassen ihnen gleichzeitig die Hände frei zum Arbeiten“, beschreibt der Projektleiter seinen Plan. „Wir und unsere Partner in der Pflege halten dies für eine ideale Kombination in der Pflege.“ Für die Forschenden standen bei der Entwicklung die späteren Nutzerinnen und Nutzer der Pflegebrille im Vordergrund.
Pflegepersonal in die Entwicklung integrieren
Die Pflegefachkräfte wurden von den Forscherinnen und Forschern von Beginn an eng eingebunden und an ihrem Arbeitsplatz begleitet. Sie äußerten eigene Ideen und Bedürfnisse in Workshops und Interviews und testeten immer wieder erste Prototypen. So ist ein Produkt entstanden, das vielfältige Informationen anbietet. Über die Pflegebrille können Pflegekräfte sogar mit Expertinnen und Experten per Videoanruf sprechen, wenn sie Unterstützung benötigen. „Beim Videoanruf kann die angerufene Person durch die Kamera in der Brille alles sehen, was die Pflegekraft auch wahrnimmt“, schildert Michael Prilla einen praktischen Nutzen. „Diese Funktion wurde in unseren Praxistests sehr oft genutzt, da sie Sicherheit bei der Arbeit erzeugt und sich Probleme leichter lösen lassen.“
Pflegebrille steht kurz vor Markteinführung
Nachdem die Pflegebrille mit über 200 Pflegenden in mehr als 20 Einrichtungen getestet wurde, startete das Forschungsteam 2021 Feldversuche bei fünf Pflegeeinrichtungen, welche die Pflegebrille über einen längeren Zeitraum nutzten. Die Rückmeldungen waren so positiv, dass die Brille in Kürze als Produkt am Markt zu erwerben sein wird. „Der Weg vom Forschungsprojekt in den Markt ist nicht alltäglich“, resümiert Michael Prilla. „Wir freuen uns, dass er mit der Pflegebrille gelingt und dass wir einen Beitrag zur Entlastung in der Pflege leisten können.“
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38678 Clausthal-Zellerfeld
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