28. 11. 2022
Verfasst von: Rebecca Schulz, Janina Kröger
Der beste Rat nützt nichts, wenn er nicht verstanden wird
Wie erreicht die Botschaft die Zielgruppe? Gerade wenn es um die eigene Gesundheit oder Verhaltensregeln während einer Pandemie geht, sind barrierefreie Texte besonders wichtig. Kommunikationsbarrieren erschweren allerdings das Auffinden, Verstehen und Akzeptieren von Informationen. Ein Modell der Universität Hildesheim verknüpft die Bedarfe unterschiedlicher Zielgruppen mit den Anforderungen an zugängliche Texte.
Anforderungen und Barrieren bei der Kommunikation
Abstand halten, Hygienemaßnahmen befolgen und im Alltag einen Mund-Nasenschutz tragen – auf diese AHA-Regel wird in der Covid-19-Pandemie großer Wert gelegt. Für die Bevölkerung gelten klare Handlungsanweisungen. Damit diese befolgt werden können, müssen sie aber zunächst verstanden werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hildesheim forschen zu barrierefreier Kommunikation. Ein von ihnen entwickeltes Modell zeigt die verschiedenen Schritte, die Nutzende zum Beispiel beim Lesen von Informationen durchlaufen, und die Barrieren, die das Kommunizieren und Handeln möglicherweise beeinflussen.
Dieses Modell, auch als Hildesheimer Treppe bezeichnet, verdeutlicht, welche Stufen die Nutzenden erklimmen müssen, um letztlich beim Handeln anzukommen. Dabei werden die Bedarfe unterschiedlicher Zielgruppen mit den Anforderungen an zugängliche Texte verbunden. Das Modell veranschaulicht, dass bei Verhaltensregeln wie den AHA-Regeln der Fokus meist allein auf der Stufe des Handelns liegt: In der Pandemie ist die Einhaltung der AHA-Regeln besonders wichtig, um das Virus einzudämmen. Dem Handeln liegen aber weitere Schritte zugrunde, die erfolgreich bewältigt werden müssen.
Finden, verstehen, akzeptieren, handeln
Die Informationen müssen zunächst gefunden werden. Das bedeutet, dass die Verbreitungswege die Medienpräferenzen der Menschen berücksichtigen sollten. Werden die AHA-Regeln nur über das Internet verbreitet, erreicht man viele nicht. Sind die Texte nicht gut wahrnehmbar, etwa durch zu kleine Schrift oder zu schwache Kontraste, erschwert dies das Lesen. Die Informationen müssen verstanden werden, was durch medizinische Fachsprache behindert wird. Auch die Emotionsbarriere spielt eine besondere Rolle: Die Pandemie hat große emotionale Belastungen und Ängste bei den Menschen ausgelöst, sodass die kognitiven Kapazitäten für die Aufnahme wichtiger Informationen sinken und die Inhalte möglicherweise nicht akzeptiert werden.
Nicht nur in der barrierefreien Gesundheitskommunikation lassen sich mit diesem Modell Handlungsbedarfe ableiten, um Informationen für alle Menschen zugänglich zu machen. Das Modell lässt sich auch auf andere Kommunikationsbereiche übertragen, da generell gilt: Erfolgreiches Handeln kann nur stattfinden, wenn Informationen gefunden, verstanden und akzeptiert wurden.
Hier finden Sie weitere Informationen:
Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation
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31141 Hildesheim
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