12. 01. 2022
Verfasst von: Teja Tscharntke, Felix Klaus
Blütenvielfalt kompensiert Insektizid-Effekte auf Wildbienen
Eine höhere Blühpflanzenvielfalt erhöht den Bruterfolg von Wildbienen und könnte helfen, negative Effekte von Insektiziden auszugleichen. Das haben Forschende der Universitäten Göttingen und Hohenheim sowie des Julius-Kühn-Instituts in einem groß angelegten Experiment festgestellt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Ecology Letters erschienen.
Alternative Nahrungsquellen fördern Bruterfolg
Forschende der Göttinger Abteilung Agrarökologie haben mit ihren Kooperationspartnern untersucht, wie erfolgreich sich die ökologisch und ökonomisch bedeutsame Wildbiene Osmia bicornis (Rote Mauerbiene) vermehrt. In mehr als 50 Flugkäfigen brachten sie die Wildbienen mit verschieden artenreichen Blühmischungen und insektizid-behandeltem Raps zusammen. Anschließend erfassten sie über mehrere Monate den Reproduktionserfolg der Wildbienen, gemessen an der Zahl ihrer Brut und geschlüpfter Nachkommen.
Wildbienen müssen ihre Nachkommen mit Pollen und Nektar versorgen. Das Forschungsteam fand heraus, dass die Wildbienen doppelt so viele Brutzellen anlegten, wenn artenreiche Blühmischungen verfügbar waren – im Vergleich zu den Tieren, die sich nur von Raps-Monokulturen ernährten. Der Reproduktionserfolg der Wildbienen erhöhte sich sowohl in Käfigen mit einer großen Blühpflanzenvielfalt als auch durch das Vorhandensein einzelner, besonders wichtiger Pflanzenarten. War für die Tiere hingegen Raps verfügbar, der mit Clothianidin, einem Insektizid aus der Klasse der Neonicotinoide, gebeizt war, verringerte sich der Reproduktionserfolg. Jedoch trat dieser negative Insektizid-Effekt nur in Käfigen mit Raps-Monokulturen auf.
Die Agrarökologen schließen daraus, dass negative Effekte von Insektiziden in Käfigen mit Raps und artenreichen Blühmischungen kompensiert werden. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Bienenlarven weniger Insektiziden ausgesetzt sind und von zusätzlichen Nährstoffen profitieren, wenn ihnen neben Raps auch Pollen anderer Pflanzenarten zur Verfügung stehen.
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Universität Göttingen
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37075 Göttingen
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