01. 06. 2021
Verfasst von: Norman Caspari
Künstliche Intelligenz im Schweine- und Geflügelstall
Erkrankte Schweine, Puten oder Hühner frühzeitig zu erkennen verbessert das Tierwohl und steigert die Erträge der Tierhalter. Das Gründerteam VetVise entwickelt in Oldenburg ein intelligentes System, das die Herde maschinell beobachtet und Kamerabilder auswertet. So können die Tierwirte Erkrankungen schneller feststellen und werden zeitlich entlastet.
Erkrankte Tiere leichter identifizieren
Niedersachsen ist das Land mit der höchsten Schweinepopulation. Die Wirtschaftlichkeit hängt dabei maßgeblich von der Tiergesundheit ab. Kranke Tiere nehmen nicht genug Futter auf, ihr Wachstum ist gehemmt und es entstehen inhomogene Herden mit geringerem Wert. Ein entscheidender Indikator hierfür ist ihre Aktivität: Kranke Tiere bewegen sich weniger als gesunde. Die Beobachtung eines jeden einzelnen Schweins auf Verhaltensänderungen oder Krankheitssymptome ist allerdings mit hohem Personalaufwand verbunden.
Auswertung von Kamerabildern in Echtzeit
Lösungen hierfür entwickelt das Start-up VetVise GmbH. Der Tiermediziner Johannes Schmidt-Mosig, der Informatiker Jakob Wendt und der Physiker Norman Caspari setzen dabei auf künstliche Intelligenz. Sie ermöglichen es erstmalig, die individuellen Laufwege und das Verhalten der einzelnen Schweine mit Kameras und einer auf maschinellem Lernen basierten Auswertung in Echtzeit zu erfassen. So können Landwirte erkrankte Schweine leichter identifizieren und die Tiere gleichzeitig zählen.
Durch die Technik ist es erstmalig möglich, das Stall- und Klimamanagement direkt vom Tierverhalten abhängig zu machen. Dies steigert die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere. Das Ziel ist es, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche für den Landwirt die Augen im Stall zu sein, um das Tierwohl durchgehend zu überwachen und Tiere vorbeugend behandeln zu können.
Kooperationspartner für Markteintritt gesucht
Pro Schweinebucht muss eine beliebige Kamera für die Aktivitätsmessung installiert sein. So können Schweinehalter betroffene Tiere schnell behandeln oder zum Beispiel als Spanferkel mästen, um gesundheitliche Probleme in der Herde durch eine frühe Schlachtung zu vermeiden. Die Technologie wird auch bereits für Geflügel getestet.
Die drei Jungunternehmer hatten von 2019 bis 2020 ein Exist-Gründerstipendium an der Universität Oldenburg. Zudem werden sie von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, insbesondere von Frau Prof. Dr. Nicole Kemper unterstützt. Aktuell laufen Pilottests in Deutschland sowie in den Niederlanden. Das Gründerteam sucht für die Fertigstellung des Systems zur Marktreife weitere Kooperationspartner.
Hier finden Sie weitere Informationen:
Kooperationspartner:
- Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
- Gründungs- und Innovationszentrum der Universität Oldenburg